WAZ: Restaurants zu: Wo können Menschen mit Behinderung auf Toilette gehen?

Für Menschen mit Handicap wird der Alltag oft zur Herausforderung. Denn, müssen sie unterwegs auf Toilette ist nicht immer eine da. Und Corona verschärft die Situation: Die Restaurants und deren barrierefreie Toiletten sind geschlossen.

Wolfsburg. Yannik Spyra (30) sitzt im Rollstuhl. Er ist kein Mensch, der nur meckern möchte, er will Lösungen finden, etwas in Wolfsburg für Menschen mit Handicap verändern. Denn, so sagt er, für Menschen mit Behinderung ist einiges gut in Wolfsburg, aber nicht alles. Das Problem: Es gibt zu wenig barrierefreie Toiletten. Und diese Situation hat sich mit dem Lockdown verschärft. So konnte er beispielsweise im Restaurant „Vapiano“ oder im „Barcelona“ vor dem Lockdown die barrierefreien Toiletten benutzen.

Im Wolfsburger Stadtgebiet gibt es sieben öffentliche Toiletten, die barrierefrei gebaut wurden – auch in den Ortsteilen. Im September 2020 wurde eine Toilette am Bahnhof in Fallersleben in Betrieb genommen. „Aber es gibt sie nicht flächendeckend“, sagt Spyra, beispielsweise fehle eine am Südkopf. Aber, am meisten vermisst er eine barrierefreie öffentliche Toilette am Allersee. „Gerade im Allerpark wird soviel für den Tourismus getan. Aber ich kann dort nur im Kolumbianischen Pavillon auf die Toilette gehen – zu deren Öffnungszeiten“, so Spyra. Im Moment also gar nicht. Und gerade jetzt im Lockdown und an den anstehenden Osterfeiertagen ist der Allerpark ein beliebtes Ausflugsziel.

Einen Antrag für einen barrierefreien Steg zum Wasser am Allersee brachte die FDP-Fraktion im September im Sportausschuss ein. Doch die Toiletten, wie es im Antrag heißt, sind nicht barrierefrei: „Sie sind ebenerdig. Aber ich kann sie als Rollstuhlfahrer nicht benutzen, es gibt keine Toiletten-Kabine für Rollstuhlfahrer“, sagt Spyra. Das bestätigt auch die Stadt: Am Allerpark gebe es vier öffentlichen Toiletten, so ein Stadtsprecher. Behindertengerecht seien sie nicht. Ob es im neuen Kiosk am Allersee barrierefreie Toiletten geben wird, ist noch unklar. Die Stadt kann dazu noch keine Auskunft geben.

Allerpark: Hinweise für Menschen mit Behinderung fehlen

„Ich vermisse auf der Homepage des Allerparks auch eine Übersicht für Menschen mit Behinderung“ , sagt Spyra. Wie wichtig die ist, erklärt er: „Wenn ich mich mit meinen Freunden abends verabreden möchte, kann ich nicht einfach los“, sagt er. Den Abend muss er genau planen: Welche Wege sind zurück zu legen? Reicht der Platz in der Kneipe für ihn als Rollstuhlfahrer aus? Und eben: Wo gibt es Toiletten?

Die Wolfsburg AG, Betreiber der Website, erklärt auf WAZ-Anfrage: „Es sind tatsächlich noch keine Information enthalten. Wir wollen das in jedem Fall nachholen und uns in der kommenden Woche darum kümmern, dass es Informationen zu Wegeführung und Parken zur Verfügung stehen“, so Anke Hummitzsch, Sprecherin der Wolfsburg AG.

Spyra hat noch eine weitere Idee für den Allerpark: Strandrollstühle zum Ausleihen, die auch im Wasser genutzt werden können. Und er bittet andere Betroffene um Mithilfe: Die App „wheel map“ gibt einen Überblick zu rollstuhlgerechten Kultur- und Freizeiteinrichtungen, zum Einzelhandel und eben auch zu Toiletten. Die Stadt hat dazu einen Link auf ihrer Homepage. „Das sind wichtige Informationen für Wolfsburg, aber dafür müssen möglichst viele Betroffene Eintragungen machen“, sagt Spyra.

Behindertenbeirat: Wolfsburg braucht einen Inklusionsplan

Spyra im Vorstand des Behindertenbeirats. Er möchte nicht jammern, sondern die Probleme in die Hand nehmen. Ideen hat er viele, beispielsweise möchte er mit der Stadt einen „Inklusionsplan“ erstellen. „Wir möchten, dass Wolfsburg eine inklusive Stadt wird“, sagt Spyra. Dafür müssen Ziele definiert und festgehalten werden – und die öffentlichen Toiletten sind ein Teil davon. Weitere Beispiele, die er nennt: Kassenautomaten im Rathaus müssen für Menschen mit Behinderung bedienbar sein. Seine Kollegin, Janine Ehrlich, Vorsitzende des Behindertenbeirates ergänzt: „Auch einige Ampelschaltungen müssen verändert werden. Denn Menschen mit einer Gehbehinderung schaffen es nicht immer rechtzeitig auf die andere Straßenseite.“

Von Nina Schacht