Wolfsburg. Der Behindertenbeirat lehnt die PUG-Idee eines Kabinenlifts am Schloss Fallersleben ab. Im Bauausschuss erklärte Yannik Spyra, warum.
In der mit Unterbrechungen seit zehn Jahren geführten Auseinandersetzung um die barrierefreie Erschließung des Schlosses Fallersleben traf PUG-Ratsfrau, Ortsbürgermeisterin und Schlossschützerin Bärbel Weist am Donnerstag im Bauausschuss auf einen schwierigen Kontrahenten: Yannik Spyra, jung, eloquent und Rollstuhlfahrer.
Mit allen argumentativen Mitteln bis hin zur Rüge hatte Weist zu Beginn der Sitzung versucht, das Thema Schlossaufzug von der Tagesordnung nehmen zu lassen. Doch die Verwaltungsvorlage zur Errichtung eines Außenaufzugs neben dem Schlossturm wurde behandelt. Ebenso der Kompromissvorschlag von SPD, FDP und der Fraktion Linke/Piraten, während der Planung auch die neue PUG-Idee eines Kabinenlifts neben der Eingangstreppe zu prüfen.
Und so konnte Yannik Spyra ausführlich darlegen, warum der Behindertenbeirat einen Aufzug für sehr dringlich und die PUG-Idee für keine gute hält. „Ich bin auf kein Thema so oft angesprochen worden wie auf den fehlenden Zugang zum Schloss Fallersleben“, sagte der stellvertretende Beiratsvorsitzende. Furchtbar sei es, dass Menschen ausgeschlossen würden vom Zugang zum Schloss und den dortigen Veranstaltungen. „Inklusion zu wollen ist das eine. Aber dann muss man auch Taten folgen lassen“, forderte Spyra.
Wolfsburger Behindertenbeirat will einen Aufzug, der sich ohne Hilfe bedienen lässt
Er plädierte dafür, nicht noch einmal ein halbes Jahr verstreichen lassen und vor der durch die Kommunalwahl bedingten, langen Sitzungspause zu einem Ratsbeschluss über den Schloss-Aufzug in Fallersleben zu kommen. Den von der PUG ins Spiel gebrachten Kabinenlift lehnt der Behindertenbeirat ab, weil ihn ein Schlossmitarbeiter bedienen müsste. „Das ist nicht schön und das hat auch nichts mit Inklusion zu tun“, so Spyra. „Inklusion heißt auch, dass ich als Rollstuhlfahrer selbstständig hingehen und den Aufzug benutzen kann.“
Bärbel Weist hielt dem entgegen, dass das Schloss Fallersleben eines der ältesten Gebäude der Stadt sei und der Lift am Treppenturm zu Beeinträchtigungen führen würde. Sie verwies auf Grundwasserabsenkungen in dem Bereich, wo der Außenfahrstuhl neben dem Treppenturm angesetzt würde. Wilfried Andacht (CDU) hat ebenfalls Bedenken, weil Gebälk mit alten Inschriften unwiederbringlich verloren ginge.
Fallersleber Schloss: Frank Roth (CDU) erinnert an Verpflichtung zu Barrierefreiheit
Sein Parteikollege Frank Roth dagegen äußerte die Meinung, dass es nicht um denkmalgeschützte Bereiche oder einen Innenhof mit einem bestimmten Ambiente gehen könne. „Das grundsätzliche Thema, dazu hat sich die Bundesrepublik Deutschland 2009 verpflichtet, ist, die Barrierefreiheit und die Teilhabe der Menschen am normalen Leben herzustellen“, sagte er. Eine Abstimmung fand nicht statt.