Auf dem Hollerplatz in Wolfsburg fand ein Aktionstag zum Thema „Assistenzhunde“ statt. Der Verein Pfotenpiloten klärte auf, dass diese besonders ausgebildeten Vierbeiner auch in öffentliche Gebäude dürfen. Betroffene erzählten von ihren Erfahrungen.
Die bundesweite Kampagne „Assistenzhund willkommen“ machte halt in Wolfsburg. Auf dem Hollerplatz informierten der Verein Pfotenpiloten und der Behindertenbeirat Wolfsburg e.V. auf Einladung des Geschäftsbereich Soziales der Stadt Wolfsburg über das Thema.
Der Blindenhund ist allgemein bekannt. Aber das ist nur einer der vielen verschiedenen Assistenzhunde, die es gibt. Sie können zum Beispiel auch bei Epilepsie, Diabetes oder posttraumatischen Störungen wertvolle Unterstützer sein. Sie dürfen daher auch in Geschäfte und Supermärkte mit rein. So sieht es das Sozialgesetzbuch vor. Doch das ist vielerorts nicht bekannt.
„Ich wollte mit meinem Hund in den Supermarkt, das wurde nicht erlaubt“
„Ich wollte mit meinem Hund in den Supermarkt, aber das wurde mir nicht erlaubt“, erzählt die 28-jährige Julia, die derzeit eine Ausbildung in der Stadtverwaltung absolviert. Sie leidet an Angststörungen und kann sich ohne die Sicherheit des Hundes nicht frei bewegen. Zur Arbeit wird sie den Hund künftig mitnehmen können.
Hilfe auf vier Pfoten: Assistenz- und Therapiehunde
„Die Hunde sind Hilfsmittel und geben den Menschen die Möglichkeit, am Leben teilhaben zu können“, betont Monika Müller, Dezernentin für Soziales und Gesundheit. Daher sei der politische Antrag aus dem April schnell von der Verwaltung aufgenommen und umgesetzt worden.
Ausbildung zum Assistenzhund kostet mindestens 10 000 Euro
Doch der freie Zugang mit dem Assistenzhund ist nicht die einzige Hürde für die betroffenen Menschen. Die Ausbildung ist mit hohen Kosten verbunden. „Ich hatte Glück, dass ich wegen meiner Erkrankung die Ausbildung über einen Bundesfonds finanziert bekomme“, erklärt Julia. Die kostet nämlich etwa 10 000 Euro. Die Ausbildung findet in diesem Fall zu Hause statt. Lässt man den Hund in einem Zentrum ausbilden, können da auch schnell 30 000 Euro zusammenkommen.
Dabei sind die Vierbeiner ein wichtiges Hilfsmittel zum Beispiel für Epileptiker. Die Tiere erkennen Gefahrenlagen frühzeitig, sodass der Betroffene genug Zeit hat, zu reagieren bevor es zum Anfall kommt. Für Diabetiker gibt es schon gute technische Hilfsmittel. „Aber auch die sind nicht immer zuverlässig“, sagt Nicole Tietz. Sie hat daher für ihren Sohn Johannes einen Assistenzhund angeschafft und ausbilden lassen. Der erschnuppert schnell die Lage, bringt Traubenzucker oder betätigt zu Hause sogar eine Notfalltaste, um Alarm zu schlagen.
Kampagne des Vereins Pfotenpiloten gibt es im dritten Jahr
Die Familie Tietz hat die Kosten selbst getragen. Für Heike Waßmann aus Detmerode ist das nicht möglich. Daher ist sie froh, in ihrem American Amstaff Bullterrier Milowe einen treuen Begleiter gefunden zu haben, der friedlich vom Wesen, aber auch beschützend ist. „Er ist mein Seelenhund“, sagt Waßmann. Er gibt ihr die nötige Sicherheit, sich trotz ihrer Ängste frei bewegen zu können.
Damit mehr Menschen diese wichtige Lebenshilfe nutzen können, fährt der Verein Pfotenpiloten die Kampagne nun schon im dritten Jahr. „Es gibt eine Barriere, weil unbekannt ist, dass die Hunde mit rein dürfen“, erklärt die Vorsitzende Roswitha Warda. Dabei sei es ganz einfach: „Überall, wo Menschen in Straßenkleidung rein dürfen, darf auch der Hund mit.“
Von Robert Stockamp